Brieg - Stadt und Landkreis (1964)/Garnisonstadt Brieg

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Brieg ist schon von jeher eine gute Garnisonstadt gewesen. Unzählige enge Verbindungen zwischen den Bürgern dieser Stadt und seinen Soldaten bestehen bis in die jüngste Zeit hinein.

Vor dem ersten Weltkrieg lagen die Infanterieregimenter 156 und 157 in Brieg. Ersteres wurde dann nach Oberschlesien verlegt. Mit dem Infanterie Regiment 157 zog dessen letzter Friedenskommandeur, Exzellenz TIEDE, in den ersten Weltkrieg. Nach ihm sind die Kasernen an der Moltke-, Sedan, Roon- und Bismarkstraße im Jahre 1938 benannt worden.

Das Infanterie-Regiment 157 im Kriegseinsatz 1914/1918

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Auszug aus: Neuere Geschichte der Stadt Brieg


Am Nachmittag des 31. Juli 1914 rückten auf das Stichwort "Drohende Kriegsgefahr" das 1. Bataillon und die Maschinengewehr-Kompanie des Infanterie Regiments 157 in den vorgesehenen Bereitschaftsraum um Kreuzburg/Oberschlesien zum Schutz der Grenze ab. Am 7. August 1914 rückte das 2. Bataillon als nächstes Truppenteil an die Westfront ab, und am 8.8. folgten die übrigen Teile der 78. Brigade. Jeder Transport wurde unter dem Jubel der Brieger Bevölkerung zum Bahnhof gebracht und dort herzlich verabschiedet. Bei Rossigol erhielt das Infanterie Regiment 157 seine Feuertaufe und hat sich mit Bravour geschlagen. An Verlusten waren zu beklagen: 18 Offiziere, 163 Unteroffiziere und Mannschaften und an Verwundeten: 21 Offiziere, 379 Unteroffiziere und Mannschaften. Immer wieder wurde das Brieger Regiment auf Kriegsstärke gebracht. Nach heldenhaftem Einsatz gegen die Engländer bei Ypern (am 1.6.1916) der wiederum 50 Tote forderte, kam das Regiment an die Somme, wo Engländer und Franzosen 50 Divisionen bereitgestellt hatten. Hier verlor das Brieger Regiment 17 Offiziere und 1253 Unteroffiziere und Mannschaften. Nach einer Periode der Erholung und Ergänzung der Kopfstärke wurde das Regiment zum östlichen Kriegsschauplatz befördert. Nach Eintritt Rumäniens in den Ersten Weltkrieg am 27.8.1916 sah sich das Brieger Regiment plötzlich in den Gebirgskrieg in den Karpaten versetzt. Im Herbst 1917 nahm die 117 Division noch an der erfolgreichen Durchbruchoffensive in Oberitalien teil und besetzte die neuen Stellungen am Piave. Zu größeren Kampfhandlungen kam es allerdings nicht mehr, so daß dem Brieger Regiment diese Zeit in schöner Erinnerung geblieben ist. Noch einmal wurde unser Brieger Regiment einer Bewährungsprobe unterzogen, als es am 6. April 1918 an der Westfront vier Wochen lang gegen die Engländer eingesetzt wurde. Nach einer Ruhepause kam das das Regiment 157 vorübergehend ab 1.6.1918 in die Gegend von Ypern. Am 8. August 1918 nahm das Infanterie Regiment 157 an der großen Tankschlacht von Amiens teil. Gleich nach dem Waffenstillstand am 11.11.1918 begann der geordnete Rückmarsch aus Frankreich bzw. Belgien. Mit der Bahn fuhr das Regiment quer durch Deutschland bis Breslau und weiter nach Oberschlesien, wo es Unruhen gab. 1917 wurde bei Grüningen (auf dem ehemaligen Mollwitzer Schlachtfeld) Ein Fliegerhorst angelegt. Von hier aus wurden damals die Hin- und Rückflüge zu den östlichen Kriegsschauplätzen geregelt. Das 200 Mann starke Bodenpersonal belebte mit seinen Uniformen die Stadt, in der sonst nur das Feldgrau der Urlauber oder der Genesenden aus dem Lazarett zu sehen waren.

Nach Beendigung des Krieges wurde aufgrund der Bestimmungen des Versailler Diktats der Fliegerhorst in Grüningen abmontiert und zerstört.

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Bis zum Jahre 1930 blieb die Stadt Brieg nach dem Ersten Weltkrieg ohne Garnison. Am 4. August dieses Jahres rückte dann die 5. Schwadron des Reiterregiments 8 aus Breslau/Carlowitz in Brieg ein. Weitere Schwadrone folgten aus Militsch und Oels in den folgenden Jahren. Die Tiede-Kasernen mußten zu diesem Zweck umgebaut werden. Pferdeställe, Reithallen, Reitplätze usw. waren neu zu schaffen. Das hat die Stadt viel Geld gekostet. Höher schlugen die Herzen der Brieger als die "Brieger Reiter" auf die Aue zur Übung hinausritten, an der Spitze das Trompetenkorps mit seinem Kesselpauker. Viele Turnierreiter sind aus diesem Regiment hervorgegangen. Berühmt geworden ist Rittmeister Freiher von WAGENHEIM. Bei der Olympiade 1936 in Berlin verhalf er mit gebrochenem Schlüsselbein der deutschen Equipe zum Sieg und zur Goldmedaille.

Im Jahre 1933 wurde der Flugplatz bei Hermsdorf neu erbaut und ein großer Fliegerhorst errichtet. Belegt waren Flugplatz und Fliegerhorst mit der Fliegeraufklärungsgruppe 113.

Im Herbst 1938 ist dann das Reiter-Regiment 8 nach Oels verlegt worden. In seinen Kasernen wurde unter Oberst SCHACK das Maschinengewehr Bataillon 15 aufgestellt. General a.D. SCHACK lebt in der Patenstadt Goslar, Oberer Triftweg 27.

An der Paulauer Chaussee entstanden zwei neue große Kasernen. In die Mudra-Kaserne zog im Jahre 1936 das Pionier Bataillon 8 aus Oppeln und in die Sydlitz-Kaserne die Panzer-Jäger-Abteilung 8 ein; nach deren Verlegung nach Freudenthal im Sudetenland ist auch diese Kaserne noch mit Pionieren belegt worden, nämlich mit dem Panzer-Pionier-Bataillon 89.

Für die Flak waren weitere Kasernen an der Briegischdorfer Straße vorgesehen. Bis auf einzelne Fahrzeugschuppen kamen weitere Bauten während der Kriegszeit aber nicht mehr zur Durchführung.

Die bei Kriegsbeginn in Brieg befindlichen Truppenteile zogen im August 1939 ins Feld. In den Kasernen wurden Ersatztruppenteile aufgestellt. Darüber hinaus erfolgten hier auch neue Aufstellungen ganzer Truppenteile. So sind das Infanterie Regiment 360 und Pionier Bataillon 68 pp aufgestellt worden. Das Infanterie Regiment 360 unter seinem Oberst KLOCKENBRING setzte sich vorzugsweise aus Grenzschutzleuten der Kreise Reichenbach, Strehlen, Oels und Brieg zusammen. General a.D. GLOCKENBRING wohnt in Bad Meinberg, Dr. Dettmerweg 7.

Ganz zuletzt wurden noch die Volkssturm Bataillone 1 und 2 im "Bergel" zusammengezogen und aufgestellt.

Brieger Soldaten aller Dienstgrade und Dienstränge haben auf allen Kriegsschauplätzen zu Wasser, zu Lande und in der Ludt gekämpft. Eine Rückkehr in die Heimat ist für kurze Zeit nur wenigen beschert gewesen, die meisten haben ihre alte Heimat und Garnisonstadt nicht wiedergesehen. Unzählige sind gefallen und Tausende teilen das Schicksal der anderen Vertriebenen.

Der Kriegsverlauf für die Truppen der Brieger Garnison

Auszug aus: Neuere Geschichte der Stadt Brieg

Am 24. August 1939 erhielt das Maschinengewehr-Bataillon 15 in Brieg den Mobilmachungsbefehl und rückte innerhalb sechs Stunden im Bereich des VI Armee Korps unter General REICHENAU in den grenznahen Bereitsstellungsraum, bis am 1.9. der Befehl zum Angriff gegeben wurde. Nach dem Wartheübergang erfolgten zum Teil schwere, aber doch siegreiche Gefechte bei Radom-Wieprz, Pullawi und Lubartow. Näheres war nicht zu erfahren, da sämtliche Unterlagen vernichtet sind. Noch im September des Jahres nach Brieg zurückgekehrt, wurde das Bataillon nach Westen (Vallendar) in Marsch gesetzt. 1940 war es zunächst in Holland eingesetzt, um sich später - nach mehrmaligem Kommandeurwechsel - noch an den Kämpfen in der Bretagne und der Normandie zu beteiligen. Ende Juli 1940 kehrte es nach Deutschland zurück, um auf dem Truppenübungsplatz Groß-Born umgegliedert zu werden. Es war nun das Kradschützen-Bataillon 160 im Rahmen der 60. (motorisierten) Infanterie Division. Im Winter 1940/41 erfolgte die Verlegung nach Wien und Rumänien, von wo aus es im Frühjahr 1941 am Balkanfeldzug teilnahm. Ab Juli des Jahres kämpfte es in Rußland im Rahmen der Panzergruppe KLEIST. In vielen Schlachten bewährt, marschierte es im Mai 1942 in Richtung Stalingrad, wo es im folgenden Winter mit eingeschlossen wurde und seinen Untergang fand.

Das Reiter-Regiment 8 war bei Kriegsbeginn mit je einer Aufklärungsabteilung bei der 8., 18., und 28. Infanterie Division beteiligt und erlitt schwerste Verluste. Bereits am 2.9.1939 erhielt die Radfahrer-Schwadron einer Aufklärungsabteilung des Reiter Regiments 8 im Gefecht von Zaleske-Widkie unter Leutnant von SCHICKFUSS UND NEUDORFF die Feuertaufe.

Das in Brieg aufgestellte Ersatzbataillon 360 siedelte 1941 zunächst nach Straßburg über, wurde im Oktober 1942 als Teil der Besatzungstruppe nach Frankreich verlegt. Zuletzt sicherte es mit anderen Truppenteilen den Zugang nach Bordeaux an der Gironde-Mündung unter der Bezeichnung "Festung Gironde-Nord", von wo es am Kriegsende in Gefangenschaft geriet (geringe Verluste).

Auf dem Fliegerhorst Hermsdorf tat während des Krieges Prinz Hubertus (Sohn des deutschen Kronprinzen) Dienst, bis er nach dem 20. Juli 1944 entlassen wurde. Platzkommandant war während des Krieges Major BAUMANN. Er fand 1945 bei der Verteidigung des Flugplatzes Lüben, wohin die Brieger Flieger verlegt worden waren, den Tod. Die Flugplatzanlagen wurden am 26.1.1945 gesprengt.

Im Wehrbezirkskommando taten u.a. Hauptmann GEISLER, Rittmeister GEIGER (Studienrat an der Piastenschule) und Hauptmann KUNERT (Oberstudiendirektor am Gymnasium) Dienst.


Diese Seite enthält Text des Buches »Brieg - Stadt und Landkreis«, herausgegeben von der Stadt Goslar zum 10. Treffen der Brieger in Goslar im September 1964. Abgeschrieben von Hermann Hosp aus D-54516 Wittlich in Rheinland-Pfalz. Überarbeitet und umgesetzt in HTML-Code durch Dr.-Ing. Frank Knorr aus D-03185 Teichland, OT Maust in Brandenburg.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stadt Goslar vom 8. Mai 2001.
Früher war dieser Text auf der alten Regionalseite www.genealogy.net/reg/SCI/Brieg/st-kr/stbrieg5.html zu finden.