Brieg - Stadt und Landkreis (1964)/Amtsbezirk Mollwitz mit Mollwitz, Bärzdorf, Grüningen und Laugwitz

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Amtsvorsteher: Lehrer Hans Bresch in Grüningen; jetzt Engern über Rinteln

Mollwitz (Malyjowice)

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Einwohner: 620
Kirchen: 1 evang.
Schulen: 1 evang.
Bürgermeister: Konrad Schönwitz, verstorben
Standesbeamter: Kurt Wuttke, Bernshausen, Kreis Lauterbach
Pfarrer: Hans Jürgen von Puskás, + 4.2.1963 in Wallroth bei Schlüchtern
Lehrer:
Adolf Lichtblau, Glauchau/Sa., August-Bebel-Straße 35
Walter Captuller, Mariental-Horst über Helmstedt
Heimatortsvertrauensmann: Erhard Michler, Odhöf Nr. 9b Neudorf, Post Wildenau

Der alte Ortsname Malowicz ist verkürzt aus Gzymalowicz, das bedeutet: Ort der Nachkommen des Grzmala. Zum altpolnischen Herrengeschlecht vom Wappen Grzymala gehören aber die Ritter Pogarell, die im Brieger Distrikt alteingesessen sind. Zur gleichen Zeit wie die Stadt Brieg hat Mollwitz deutsches Recht erhalten. Ausgesetzt wurde es auf 52 Hufen mit einer Kirche.

Die Grundherrschaft übergab der Herzog dem Kanzler und Stadtpfarrer von Brieg, Bernhard. Nach dessen Tode 1296 schenkte er das Patronatsrecht der Kirche dem Katharinenkloster zu Breslau. Das Dorf verkaufte der Herzog an mehrere Ritter. 1375 wurde es dann von dem Breslauer Stift St. Vinenz erworben. Trotz der geistlichen Grundherrschaft wurde das Dorf 1534 evangelisch. Die Herrschaft des Stiftes endete 1810 mit der Säkularisation. Die Kirche war seit 1823 mit Grüningen pfarramtlich verbunden.

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Der Name Mollwitz hat durch den ersten Sieg Friedrich d. Großen am 10. April 1741 eine historische Bedeutung bekommen. Das Schlachtehrenmal an der Dorfstraße vor dem Pfarrhaus, die vom König während der Schlacht als Beobachtungsstand benutzte Windmühle und die Ortschronik waren die bekanntesten Erinnerungsmerkmale.

Bis zur Vertreibung 1945 waren in Mollwitz überwiegend Landwirte, einige Handwerker und die Kapelle Ueberschaer ansässig. Weit über die Grenzen Briegs und Schlesiens hinaus bekannt wurde der Dorflehrer und Heimatschriftsteller Karl Michler. Er schrieb 1903 das Reiterschauspiel "Die Schlacht von Mollwitz". 1905 folgte sein Roman "Die Dulderin". Sein letztes Werk ist "Dar Pichaleschuster", Erzählungen in schlesischer Mundart.

Der größte landwirtschaftliche Betrieb mit 205 ha war die Erbscholtisei des Hermann Arndt. Daneben waren 6 mittelgroße Betriebe mit 13 - 18 ha und 13 Großbetriebe zwischen 20 und 32 ha.

Grüningen (Zielecice)

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Einwohner: 564
Kirchen: 1 evang. Schulen: 1 evang.
Bürgermeister: Gottlieb Gottzmann, Wassmannsdorf, Kreis Teltow, Post Mahlow
Lehrer: Hans Bresch, Exten, Nr. 29, Kreis Rinteln
Heimatortsvertrauensmann: Hans Bresch, s.o.

Grüningen ist eine deutsche Gründung der aus Schwaben stammenden Ritter Suevi (Schwabe), die dem Dorf auch den Namen gaben. Ausgemessen wurde es auf fast 50 Hufen. Die Kirche erhielt 2 Hufen Widmut. Die früheste Geschichte hängt mit der Gründungsgeschichte von Brieg zusammen. 1253 tauschte Herzog Heinrich III. von seinem Untertruchseß dem Ritter Olricus (Ulrich Schwabe) dessen Kretscham in Grünigke und gab ihm dafür die Burg Ottag (Altschloß bei Neu-Limburg). Später war eine Familie Schneider dort begütert, teilweise die Pogarell. 1551 erwarb der Herzog das Dorf. 1783 hatte es 20 Bauern mit 44 1/2 Hufen. Die Freischoltisei war 1845 im Besitz des Gotlieb Mäwe.

Auch in dieser Gemeinde wurde im überwiegenden Umfange Landwirtschaft betrieben. Ein Drittel der Berufstätigen war in der nahegelegenen Stadt Brieg beschäftigt.

An landwirtschaftlichen Betrieben waren vorhanden:

  • 3 Betriebe über 50 ha
  • 9 Betriebe über 30 ha
  • 1 Betrieb über 20 ha
  • 16 Betriebe über 10 ha
  • 8 Häuslerstellen mit über 1 ha

Eine Einwohnerliste nach dem letzten Stand vor der Vertreibung ist vorhanden.

Laugwitz (Lukowice Brzeskie)

Einwohner: 524 mit Neu Laugwitz
Kirchen: 1 evang. Schulen: 1 evang.
Bürgermeister: Gerhard Kleinmichel, Müsen u. Kreuztal, Kreis Siegen
Pfarrer: Reinhard Dietrich, Schmetzdorf Nr. 19b, Kreis Jerichow
Lehrer: Paul Gohla und Frau Werther, näheres nicht bekannt

Laugwitz lag ursprünglich wohl am Hünernbach bei der dortigen Wassermühle. Benannt ist es sicher mit dem alten Namen Lukowitz nach einem Lukas. 1280 vertauschte der Herzog es an den Breslauer Erbvogt Heinrich von Waldau. 1464 wird das Hedwigsstift zu Brieg Grundherr des Dorfes. Ursprünglich hatte das Dorf mit Konradswaldau zusammen einen Pastor, zuletzt mit Bärzdorf.

Die Erbscholtisei mit 110 ha war im Besitz des Willy Schoeps. Daneben sind noch 14 weitere Betriebe mit 30 - 88 ha vorhanden gewesen.

Bärzdorf (Bierzow)

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Einwohner: 204
Kirchen: 1 evang. Schulen: 1 evang
Bürgermeister: Richard Winkler, verstorben
Lehrer: Martin Pavel, + 18.8.1947 in Wersau, Kreis Dieburg/Hessen
Erich Pförtner, Langenberg, Kreis Wiedenbrück, Im Strohgarten

Bärzdorf ist ebenfalls von den Kleinoelser Templern gegründet worden. Wie der ursprüngliche Ortsname Bertoldisdorf zeigt, war der Lokator ein Mann namens Bertold. Er gehörte sehr wahrscheinlich dem Breslauer Patriziergeschlecht der Cindato oder Zindel an, die dem nahen Dorf Zindel den Namen gegeben und dieses zu deutschem Recht ausgesetzt haben. Wie alle 3 Dörfer der Templer gehörte Bärzdorf zuerst zum Kreise Ohlau und wurde erst 1400 dem Brieger Distrikt zugeschlagen. Trotz seines geringen Umfanges von 23 Hufen erhielt es eine Kirche. 1314 kam es an die Johanniter und 1485 im Austausch an den Herzog. 1783 hatte es 11 Bauern; jeder Bauer besaß also, wie meist bei ursprünglich geistlicher Herrschaft, 2 Hufen.

Die Erbscholtisei mit 56 ha war im Besitz des Traugott Schröter. Daneben waren noch 8 weitere landwirtschaftliche Betriebe mit Flächen von 18 - 31 ha vorhanden.

Hans Jürgen Schmidt von Puskás

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Pfarrer von Mollwitz und Grüningen Superintendent des Kirchenkreises Brieg - Ohlau geb. 28. April 1902 in Kreibau/Schlesien, gest. 4. Febr. 1963 in Wallroth/Hessen

Hans Jürgen Schmidt von Puskás entstammt einer alten Pfarrersfamilie. Vater und Urgroßvater waren bereits Geistliche. Am 28. April 1902 wurde er in Kreibau, Kreis Goldberg, geboren. Nach Erlangung des Reifezeugnisses studierte er evangelische Theologie in Breslau, Tübingen, Wien und Rostock.

Am 2. Juni 1930 wurde er Pfarrer von Mollwitz und Grüningen. Nach 1933 war auch er Verfolgungen ausgesetzt. Strafverfahren wegen Verstoßes gegen den Kanzelparagraphen und gegen das Sammelgesetz sowie Gefängnisstrafen mußte er auf sich nehmen.

Als die zweite Schlacht um Mollwitz im Winter 1944/45 entbrannte, begann auch für ihn der große Leidensweg. Von Dorf zu Dorf mit Stock und Rucksack wandernd, spendete er Trost und hielt Gottesdienste unter allergrößten Opfern ab.

Nach dem Tode des Superindenten Bunzel in Brieg wurde er sein Nachfolger und leitete die Superintendantur des Kirchenkreises Brieg-Ohlau. Im Februar 1947 wurde Superintendent Schmidt von Puskás aus seiner Heimat ausgewiesen. Die erste Pfarrstelle nach dem Kriege erhielt er 1950 in Cornberg/Hessen. Vom Hamburger Glockenfriedhof holte er die Bankauer Kirchenglocke und ließ sie in seiner Kirche aufhängen. Knapp 9 Jahre verwaltete er diese Pfarrstelle, bis er 1959 in das Kirchspiel Wallroth bei Schlüchtern in Hessen versetzt wurde. Dort rief ihn der himmliche Vater mitten aus seinem Amt zu sich.

Neben der Seelsorge galt seine weitere Sorge den früheren Schicksalsgefährten aus der alten Heimat. 1958 wählte ihn die Vereinigung der Brieger zu ihrem Bundesvorsitzenden und Sprecher aller Vertriebenen aus Stadt- und Landkreis Brieg. Seine große Menschenliebe und sein stets ausgleichendes Wesen hat zu dem Patenschaftsverhälnis zwischen der Stadt Goslar und den Brieger Patenkindern wesentlich beigetragen.

Der Vater von Oswald Ueberschaer und seine Vorfahren unterhielten als Berufsmusiker, schon vor der Gründung der Knabenkapelle 1890 durch Oswald Ueberschaer, Liebhaberorchester.

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Die uniformierte Kapelle unter Oswald Ueberschar erhielt in den neunziger Jahren überörtlichen Charakter, denn das Orchester musizierte nicht nur im Landkreis und in der Stadt Brieg, sondern auch in den benachbarten Städten und Landkreisen. Von ungefähr 12 in Schlesien befindlichen Schülerorchestern stand das Mollwitzer Konzertorchester an beachtlicher Stelle. In diesem Orchester wurden unter der Leitung von Oswald Ueberschaer und seinem Sohn Fritz innerhalb von 50 Jahren über 200 Orchestermusiker ausgebildet. Da 98% der jungen Musiker nach ihrer Lehrzeit als Berufssoldaten die Militärmusikerlaufbahn einschlugen, wurde das Mollwitzer Orchester auch weit über die Grenzen Schlesiens hinaus bekannt.

Das 90-jährige Bestehen der Mollwitzer Kapelle (1920) war mit einer Wiedersehensfeier der "Ehemaligen" verbunden. Der damalige Leiter des Orchesters, Fritz Ueberschaer, hatte mit seinen Getreuen für ein nettes Festprogramm gesorgt. Bei diesem Jubiläumstag zeigte sich die große Beliebtheit der Mollwitzer Knabenkapelle, denn im Festzug fehlte keine Fahnendeputation der in Brieg und dem Landkreis bestehenden Vereine. Im Festzug befand sich außer der Festkapelle ein uniformiertes, berittenes Trompeterkorps von ehemaligen Musikschülern. Die Pferde stellten die Landwirte zur Verfügung. Am Festvormittag fand ein Gottesdienst mit anschließender Kranzniederlegung am Grabe von Oswald Ueberschaer, am Nachmittag ein Festumzug und Festkonzert statt. Daß die Mollwitzer Landwirte den ehemaligen Musikschülern gern an diesen Festtagen freies Quartier und Verpflegung boten, sei nur am Rande vermerkt.

Diese Seite enthält Text des Buches »Brieg - Stadt und Landkreis«, herausgegeben von der Stadt Goslar zum 10. Treffen der Brieger in Goslar im September 1964. Abgeschrieben von Hermann Hosp aus D-54516 Wittlich in Rheinland-Pfalz. Überarbeitet und umgesetzt in HTML-Code durch Dr.-Ing. Frank Knorr aus D-03185 Teichland, OT Maust in Brandenburg.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stadt Goslar vom 8. Mai 2001.
Früher war dieser Text auf der alten Regionalseite www.genealogy.net/reg/SCI/Brieg/st-kr/ zu finden.