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Dr. Wilfried Schiller
"Regions- und ortstypische Familiennamen in Deutschland und in Österreich"
Zur Person
Jahrgang 1941 mit allen Vorfahren aus Niederschlesien, mit 16 Jahren zur Eisenbahn und immer dabei geblieben, Studium (nach Abitur an der Volkshochschule) und Promotion (1973) an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden.
Seit 44 Jahren verheiratet, zwei Töchter und fünf Enkel, in der Wendezeit Gründungsmitglied der unabhängigen Eisenbahnergewerkschaft in der untergehenden DDR, aktiver Familienforscher, Mitglied der GFW/BSW (kurzzeitig Hauptbeauftragter) und der AGoFF, Mitglied im Beirat der DAGV.
Der Vortrag
Auf den Deutschen Genealogentagen 2005 in Hannover und 2006 in Wien war viel über Wanderungsbewegungen von Teilen der Bevölkerung in Mitteleuropa zu hören. In diesem Jahr geht es um Landkarten und Familienforschung. Beide Themenkreise stehen durchaus im Zusammenhang, denn sowohl Wanderungsbewegungen, als auch die Sesshaftigkeit am gleichen Ort über Generationen hinweg lassen sich in Landkarten abbilden.
Bevölkerungsbewegungen gab es nicht nur für Mitglieder einzelner Berufsstände, sondern auch für größere Bevölkerungsgruppen. Dazu gehört die Ostkolonisation von der Lausitz bis ins Baltikum, die Wiederbevölkerung wüster Orte nach dem Dreißigjährigen Krieg, die Ansiedlung von Glaubensflüchtlingen und auch das millionenfache erzwungene Verlassen der Heimat vor und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Und schließlich kam der Zug nach Westen für mehr als eine Million Deutscher in der Zeit vor allem bis 1961 hinzu. Im Ergebnis dessen - so könnte man annehmen - ist die deutsche Bevölkerung kräftig durcheinander gemischt worden. Das betrifft nicht nur einzelne Berufe oder Glaubensbekenntnisse, sondern letztlich alle.
Da überrascht es schon, wenn KUNZE schreibt, ein Drittel aller Deutschen lebe noch heute im Umkreis von nur 30 km vom Herkunftsort ihrer Vorfahren über mehrere Generationen. Es ist aber schwierig, dafür den Nachweis zu erbringen, denn es gibt ja beileibe noch nicht für alle Ansiedlungen Deutschlands Ortsfamilienbücher.
Was dagegen vorliegt, ist eine Reihe von Untersuchungen zum Thema, welche Familiennamen heute in bestimmten Gebieten Deutschlands besonders häufig vorkommen. Dabei denkt man sicher zunächst an die Petersen, Hansen und Janssen an der Nord- und Ostseeküste oder an die bayrischen Huber. Solche Namen finden sich denn auch auf Landkarten der häufigsten deutschen Familiennamen wieder, wie sie von KOHLHEIM und KUNZE und jüngst auch vom Vortragenden publiziert worden sind. Daneben ist auf das Internet-Angebot "geogen" von STÖPEL zu verweisen, das Landkarten zur Häufigkeit jeweils eines Familiennamens liefert und den Rangplatz dieses Namens auf seiner "Hitliste" der häufigsten Familiennamen.
Auch die Medien haben sich dieses Themas angenommen. Zu nennen sind hier etwa die Rundfunk- und Fernsehauftritte der Professoren UDOLPH und HELLFRITZSCH sowie Presseinformationen zum geplanten vierbändigen Namensatlas der Universitäten Mainz und Freiburg, etwa im Focus Nr. 42 / 2006, Seite 160/161.
Seit Anfang dieses Jahres gibt es nun auch eine erste Untersuchung zur regionalen Verteilung der häufigsten Familiennamen in Österreich. Der Vortragende konnte sie mit tatkräftiger Unterstützung von STÖPEL vorlegen, dem dafür gedankt wird.
Alle diese Untersuchungen haben aber nicht die realen Bevölkerungsdaten zur Grundlage, sondern - leider - nur die in den Telefonverzeichnissen registrierten. Wie schon publiziert, kann der Vortragende diese Telefonverzeichnisse nur als Notnagel für die statistische Auswertung der Häufigkeit von Familiennamen bezeichnen, durchaus im Gegensatz zu KUNZE, der sie für eine namenkundliche Datenbasis ersten Ranges hält, allerdings gleichzeitig feststellt, dass auch keine bessere Alternative zur Verfügung steht.
Die häufigsten Familiennamen kommen zwar mit unterschiedlicher Intensität, aber im Wesentlichen flächendeckend im gesamten Bundesgebiet vor. Für Familienforscher interessanter dürfte die Frage sein, ob bestimmte Familiennamen nur in eng begrenzten Gebieten auftreten und daher als typisch für diese Räume gelten können. Regions- oder ortstypischer Familienname werden wie folgt definiert:
1. Regionstypisch ist ein Familienname dann, wenn er im betreffenden Gebiet die größte Häufigkeit seines Vorkommens im gesamten Bundesgebiet aufweist und gleichzeitig
2. dieser Name in der Mehrzahl der anderen Gebiete nur mit geringer Häufigkeit bis hin zu Null-Vorkommen auftritt, vom Vortragenden als "weiße Flecken" bezeichnet.
3. Ortstypisch ist ein regionstypischer Familienname dann, wenn das betreffende Gebiet nur einen einzigen Ort oder dicht benachbarte Orte oder eine einzige Stadt mit ggf. mehreren Postleitzahlen umfasst.
Sowohl für Deutschland, als auch für Österreich werden erste regionstypische Familiennamen vorgestellt.
(Literaturverzeichnis vom Vortragenden abzufordern)
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