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59. Deutscher Genealogentag 2007

Jürgen Breuer:
"Die Familie der Nibelungen im Wormser Raum: Herkunft, Wohnsitze und Amtsfunktionen im Hochmittelalter"



Zur Person



Der Vortrag

Der französische Historiker Levillain veröffentlichte in den Jahren 1937/38 in den Annales du Midi die Genealogie eines Seitenzweiges der Karolinger unter dem Titel "Les Nibelungen historiques". Levillain kam in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Adelsdynastie, die den Namen Nibelung über Generationen weitergab, die Geschichte des fränkischen Reiches in der Zeit der Pippiniden und der Karolinger maßgeblich mitbestimmt hat, und zwar im 8. und 9. Jahrhundert. Die Familie war ebenfalls mit der Niederschrift der fränkischen Reichsgeschichte bis zur Königskrönung Karls des Großen befasst. Seitens der Geschichtsschreibung kommen wir somit sehr früh mit den Nibelungen als einer Familie in Berührung, die vor allem in Burgund im 8. und 9. Jahrhundert wirkte, aber auch im östlichen Raum des Frankenreiches - etwa im Raum von Metz - nachweisbar ist.

In den wenigen erhaltenen Wormser Urkunden ist der Name Nibelung in der Zeit von 1137 bis 1160 ständig vertreten; ein Ministerialer Nibelung findet sich 1139 in der Zeugenliste einer Wormser Bischofsurkunde zugunsten des Stiftes St. Paulus; vor ihm urkundet der geistliche Amtsträger Nibelung als Nibelongus eiusdem monasterii custos et sancti Pauli praepositus. Dieser Nibelung trägt in einer Urkunde von 1140 oder 1141 den Titel Nibelungus maioris ecclesie thesaurarius et ecclesie sancti Pauli archidiaconus. Er ist somit der Schatzmeister des Wormser Domstiftes und ergänzt als Archidiakon die Verwaltungsaufgaben des Wormser Bischofs. Diese umfassende Aufgabenstellung hat Nibelung zur Amtszeit des Wormser Bischofs Konrad von Steinach 1152 den Titel des vicedominus, des Stellvertreters des Bischofs, verschafft.

Im 13. Jahrhundert gilt für den Wormser Raum ein ähnlicher Befund: Persönlichkeiten der Familie Nibelung bekleiden hohe geistliche Ämter, so im Domstift und in St. Paul, ihre Angehörigen üben parallel dazu Funktionen als weltliche Herrschaftsträger aus, etwa als Reichsministeriale bzw. Kirchenministeriale, die ihre Burgensitze im Wormser Raum haben. So befanden sich in den Orten Dimarstein und Wolfskehlen Burgensitze, die wir der Familie der Nibelungen zuordnen können. Wolfskehlen scheint zum Namen des Geschlechts geworden sein.

Trotz der spärlichen Überlieferung lässt sich nachweisen, dass der Familienverband der Nibelungen einen wesentlichen Teil der Führungsschicht des Wormser Raumes stellte. Die Häufung der Namensträger in wichtigen geistlichen und weltlichen Funktionen tritt vor und nach der Abfassung des Nibelungenliedes um 1200 und zur Zeit der Abschrift der Handschrift C um 1230 nur am Wormser Bischofshof auf. Ob das Nibelungenlied Bezug auf die Wormser Nibelungen-Dynastie nimmt und seine Entstehung deshalb im Wormser Raum vermutet werden kann, wird noch genauer zu untersuchen sein, ist aber durchaus wahrscheinlich.

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© by Gruppen Familien- und Wappenkunde in der Stiftung Bahn-Sozialwerk
Letzte Änderung: 2007-05-06 (br)
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